Verbandssanktionengesetz (VerSanG-E) – CMS und interne Ermittlungen
Autor: Lothar Müller und Axel Bernhard
Erschienen in: Comply, Fachmagazin für Compliance-Verantwortliche, April 2021, 1/2021,
www.comply-online.de
Die Bundesregierung hat am 21.10.2020 einen Entwurf des Verbandssanktionengesetzes (VerSanG-E) in den Bundestag eingebracht mit dem Ziel „… die Sanktionierung von Verbänden, deren Zweck auf einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet ist, auf eine eigenständige gesetzliche Grundlage zu stellen …“. Eine der maßgeblichen Begründungen für den vorgelegten Entwurf: „Straftaten, die aus Verbänden (juristische Personen und Personenvereinigungen) heraus begangen werden, können nach geltendem Recht gegenüber dem Verband lediglich mit einer Geldbuße nach dem Gesetz über Ordnungswidrigkeiten (OWiG) geahndet werden. Eine angemessene Reaktion auf Unternehmenskriminalität ist damit nicht möglich.“
Vor diesem Hintergrund beschreibt dieser Artikel den möglichen Einsatz Privater Wirtschaftsermittler. U. a. werden durch verbandsinterne Untersuchungen durch beauftragte Private Ermittler erweiterte Handlungsalternativen im Interesse des Unternehmens und in Wahrnehmung der Verantwortung des Managements hervorgehoben.
Stellung des privaten Ermittlungdienstleisters im Compliance Management System
Autor: Lothar Müller
Erschienen in: Comply, Fachmagazin für Compliance-Verantwortliche, Oktober 2019, 3/2019,
www.comply-online.de
Kriminalistik gestern – heute – morgen
Hrsg.: H. Artkämper, H. Clages, Co-Autor L. Müller; „Machiavellismus – eine Erscheinungsform wirtschaftskriminellen Verhaltens?“, S. 343, Richard Boorberg Verlag Stuttgart, 2013
Persönlichkeitsprofile von Wirtschaftsstraftätern
von Dipl.-Kriminalist Lothar Müller, MBA 2010,
104 Seiten.
Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Kriminalistik e.V., Band 1 ISBN 978-3-415-04413-5
Der erste Band der neuen Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Kriminalistik (DGfK) behandelt im Rahmen einer Pilotstudie die Frage, ob es spezifische Persönlichkeitsprofile von Wirtschaftsstraftätern gibt.
Ausgehend von ausgewählten soziologischen, psychologischen und kriminalistisch-kriminologischen Studien, entwickelte der Autor ein Programm, das Interviews mit verurteilten Wirtschaftsstraftätern ermöglicht. Bei der Bewertung dieser Interviews hat der Verfasser bestimmte Persönlichkeitsmerkmale herausgearbeitet, mit deren Hilfe personelle Defizite frühzeitig identifiziert werden können.
Auf diese Weise wird es möglich, nachzuvollziehen, wie Täterverhalten entsteht. Nur aus diesem Wissen heraus können effektive und effiziente Konzepte zur Vermeidung von Wirtschaftskriminalität entwickelt werden. Damit liefert die mit dem ersten Preis der DGfK ausgezeichnete Arbeit einen wichtigen Beitrag zum Kampf gegen Wirtschaftskriminalität.
Sicherheit in Organisationen
Verlag für Polizeiwissenschaft, Sven Max Litzcke – Helmut Müller-Enbergs (Hrsg.)
Sicherheit in Organisationen hat viele Aspekte, die in dem, von Prof. Dr. Sven Max Litzcke und Dr. Helmut Müller-Enbergs herausgegebenen Band diskutiert werden. Dafür konnten sie Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen und Praktiker gewinnen.
291 Seiten, ISBN 978-3-86676-101-8
Lothar Müller ist Verfasser des Kapitel 11 „Wirtschaftskriminalität und Persönlichkeit“.
“Machiavellismus”
von Lothar Müller, erschienenin Risk, Fraud & Governance (ZRFG), 6/2008
> Download PDF
Wird eine Druckversion gewünscht, wenden Sie sich bitte an Lothar Müller.
Pressemitteilung vom 15. Okober 2008
Auszeichnung für Abschlussarbeit im Studiengang Fraud Management Lothar Müller erhält ersten Preis für Studie zu Täterprofilen von Wirtschaftskriminellen
> Download PDF
Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität –
komplexe Kompetenz vorausgesetzt
von Dipl. Kriminalist Lothar Müller, MBA, iD-intertrace Detektivbüro,
erschienen in: Neue Juristische Wochenschrift, NJW 24/2008, S. LXXIV
> Download PDF
Wirtschaftsstraftäter
Täterpsychologie und Persönlichkeitsprofil
von Lothar Müller, erschienen in Risk, Fraud & Governance (ZRFG), Heft 3/2008
> Download PDF
MasterThesis
Kurzfassung > Download PDF
Detekteien: Partner der Justiz im Kampf gegen die internationale Wirtschaftskriminalität
von Lothar Müller, Diplomkriminalist, iD-intertrace > Download PDF
Presseberichte zur 76. Jahreskonferenz der WAD 2001 in Berlin
Ein Auszug aus den Presseberichten im Zusammenhang mit der 76. Jahreskonferenz der WAD im Sommer 2001 in Berlin
Berliner Kurier vom 21.08.2001
Detektiv-Kongress
Nachrichten BERLIN – Eine viertägige Jahreshauptversammlung des Weltverbandes der Detektive hat gestern in Berlin begonnen. 183 Teilnehmer aus 28 Ländern beraten u. a. über die Abwehr illegaler Lauschangriffe und Maßnahmen gegen Industriespionage. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) forderte zu Beginn ein Gesetz für das private Gewerbe. Darin sollte eine bescheinigte Qualifizierung der Mitarbeiter festgelegt sein.
Berliner Zeitung vom 22.08.2001
Es muss nicht immer wie bei Marlowe sein – Der Weltverband der Detektive trifft sich in Berlin
Einen Trenchcoat trägt hier keiner. Niemand raucht Pfeife. Nicht einmal Detektive nennen sich die meisten. Sie seien Ermittler, sagen sie. Vielleicht, weil Detektiv zu sehr nach Sherlock Holmes und Philip Marlowe klingt. Mit diesen „private eyes“ aus der Literatur haben die Ermittler von heute wirklich nicht viel zu tun. Statt einsam in einem schäbigen Büro auf den nächsten Fall zu warten, sind sie meist Angestellte einer Firma. Und statt hinter mysteriösen Mördern sind sie hinter Angestellten her, die Geld veruntreuen oder hinter gefälschten Rolex-Uhren. Einmal im Jahr treffen sie sich zur Versammlung des Weltverbandes der Detektive. Dieses Jahr sind fast 200 Ermittler aus 29 Ländern nach Berlin gekommen.
In Seminaren lernen sie hier etwas über Datensicherheit im Internet und Industriespionage. Aber wichtiger noch als diese Weiterbildung, so sagen die Ermittler, seien die Kontakte, die während des Treffens geknüpft werden. Denn nicht nur die Wirtschaft arbeitet global, sondern auch Kriminelle. Und das Internet ist ohnehin nicht an Ländergrenzen gebunden. Die Produktpiraterie bei Computerfirmen führt die Ermittler manchmal bis in irgendwelche Hinterzimmer in Bangkok oder Manila. „Da ist es gut, wenn ich jemanden anrufen kann, den ich kenne und dem ich vertrauen kann“, sagt Allen Cardoza aus Kalifornien. Er hat sich allerdings auf die Suche nach Kindern spezialisiert, die von einem Elternteil entführt worden sind – oft ins Ausland.
Norma Stekelenburg aus Holland ist eine der wenigen Frauen in diesem Beruf. Ihre Ausbildung? Sie war Kunstreiterin, bis sie vor vier Jahren in die Firma ihres Vaters einstieg. Heute arbeitet die 28-Jährige ausschließlich für Versicherungsunternehmen. Meist geht es um Betrug, doch davon spricht sie nicht gern. „Das Unternehmen beauftragt uns, wenn es noch Fragen zu einem Fall hat“, sagt sie. Untreue Ehemänner hat sie noch nie ausgeschnüffelt. In Holland sei das sogar verboten, sagt sie. Auch wenn es ein solches Verbot in anderen Ländern nicht gibt, engagieren Privatleute selten Detektive. 60 Prozent aller Aufträge kommen nach Auskunft des Bundesverbandes Deutscher Detektive aus der Wirtschaft.
Zwar sitzen Detektive manchmal auch heute noch stundenlang in Autos mit verdunkelten Fensterscheiben und beobachten, aber die meiste Zeit verbringen sie im Büro. Sie recherchieren in Datenbanken oder im Internet und manchmal lösen sie mit Hilfe des Computers schon den ganzen Fall. Erwachsene zum Beispiel würden fast immer eine „paper trail“, eine Spur aus Papier, hinterlassen, sagt Cardoza.
Nicht immer haben die Ermittler es mit Verbrechen zu tun. Manche Firmen wünschen Informationen über Bewerber für hohe Posten, deren Lebenslauf ihnen merkwürdig manipuliert erscheint. Manchmal rufen Eltern an, deren Kind weggelaufen ist. Frank Stammberger, der einst für die DDR in der Spionage-Abwehr arbeitete und seit elf Jahren in Berlin-Mitte ein Büro hat, musste einmal für einen italienischen Lebemann einen berühmten aber aus der Öffentlichkeit verschwundenen Koch aufspüren, den dieser für seinen Privathaushalt anheuern wollte.
Frankfurter Allgemeine Rundschau vom 21.08.2001
Detektive brauchen Weiterbildung. Am Montag begann die viertägige Jahreshauptversammlung des Weltverbandes der Detektive in Berlin. Auf dem Programm stehen Seminare zu Themen wie „Abwehr eines Lauschangrifs“, „Datensicherheit im Internet“ und „DNA- Analyse“. An der Tagung des mit knapp 1000 Mitgliedern größten internationalen Berufsverbandes der Detektive nehmen 183 Spürnasen aus 29 Ländern teil.
Berliner Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 24.08.2001, Nr. 196, Seiten 5. BS2
Ohne aufgestellten Mantelkragen
Die Zeiten von Miss Marple sind vorbei: Detektive sollten sich heute in der Wirtschaft auskennen
Was ist eigentlich aus Berlins Detektiven geworden? Tragen sie noch immer Namen wie „Gustav mit der Hupe“, oder zwängen sie sich inzwischen unter zuklappende Garagentüren und sitzen nachts mit aufgestelltem Mantelkragen in zwielichtigen Bars? Nichts von alledem. Der Detektiv von heute trifft sich im Hotel Hilton zur „Annual Conference of the World Association of Detectives“ und trägt Anzug und Krawatte, wenn im Tagungsprogramm um „Business Attire“ ersucht wird. Tagsüber widmet er sich Themen wie „Datensicherheit im Internet“ oder „DNA-Analyse“, nachts schließt er sich einer Bustour an, die ihn laut Programm zum „Munich- Style Oktoberfest Dinner“ bringen wird. Der moderne Detektiv – soviel steht am Ende der viertägigen Jahreshauptversammlung in Berlin fest- hat wenig vom Serienhelden Matula und viel von einem Anlageberater im Angestelltenverhältnis.
Als Grund dafür wird, wenig überraschend, die Globalisierung genannt. 80 Prozent der Aufträge, die an Deutschlands 3000 Detektive und 1270 Detekteien gehen, hätten etwas mit Wirtschaft zu tun, sagt Josef Riehl, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Detektive. Das ist seit sechs oder sieben Jahren so, und es geht in erster Linie um Marken- und Produktpiraterie, Versicherungsbetrug oder Verstöße gegen das Patentgesetz. Das Wichtigste an der Detektivarbeit ist Riehl zufolge daher „technisches Know-how“. Gut die Hälfte seiner Zeit sitzt der moderne Detektiv nämlich vor seinem Computer.
Und selbst wenn Detektive einmal in Privatangelegenheiten engagiert werden, haben sie in den seltensten Fällen mit den Eskapaden untreuer Partner zu tun. Seit in den siebziger Jahren das Scheidungsrecht geändert wurde, interessieren sich mißtrauische Eheleute weniger für die Seitensprünge als die Einkommensverhältnisse des anderen. Bei einem Großteil der Aufträge von Privatpersonen geht es überhaupt darum, vermißte Kinder und Jugendliche ausfindig zu machen.
Die Spionage ist auch nicht mehr das, was sie einmal war. Drehte sich früher, wie Rolf Dau von Philips in seinem Vortrag ausführte, das meiste um Politik und Waffen, richtet sich das Augenmerk heutzutage auf die Wirtschaft. Daß Industriespionage in den vergangenen Jahren ungeahnte Dimensionen erreichen konnte, liege allerdings nicht nur an den modernen Techniken, sondern auch am fahrlässigen Umgang mit Daten. Dau geht etwa davon aus, daß man bei dreißig Prozent aller Firmencomputer das Paßwort am dazugehörenden Schreibtisch finden würde.
Wenn es um illegalen Datentransfer geht, befinden sich Detektive oft in einer Zwickmühle, wie ein amerikanischer Tagungsteilnehmer ausführte. So würden Firmen nicht nur an ihn herantreten, wenn sie über undichte Stellen im eigenen Unternehmen Bescheid wissen wollten, sondern oftmals auch, wenn sie sich für geheime Daten der Konkurrenz interessierten.
Immerhin ergreifen immer mehr Frauen den Beruf des Detektivs. Die meisten von ihnen kommen aus dem Polizeidienst oder hatten mit Personenschutz zu tun. Riehl beziffert den Frauenanteil mit fünfzehn Prozent. Zumindest für Deutschland. Die Kongreßteilnehmerin Laura Rossi ist eine von drei Detektivinnen, die es derzeit in ganz Italien gibt. Auch sie hat mit ihrem engen Geschäftsfrauenkostüm und dem Aktenkoffer wenig von dem, was man sich seit Miss Marple gemeinhin unter Detektivinnen vorstellt. Hinter getönten Scheiben im Auto gesessen und observiert habe sie höchstens als Anfängerin, erzählt Frau Rossi. Jetzt verrichte sie hauptsächlich „Denkarbeit am Schreibtisch“.
VERENA MAYER
DER TAGESSPIEGEL vom 21.08.2001, Nr. 17504 Seite 001
Miss Marple hängt im Netz. Moderne Aufträge, moderne
Methoden – was der Weltverband der Detektive beim Jahrestreffen in Berlin bespricht.
VON KERSTIN KOHLENBERG
Ohne Auge geht es nicht. Auch nicht ohne Schlüsselloch und Fingerabdruck. Die Visitenkarten, die beim Treffen der World Association of Detectives im Hilton am Gendarmenmarkt herumgereicht werden, lassen keine Zweifel zu. Wir haben es mit Leuten zu tun, die Probleme lösen. Meisterdetektive eben, die sich hier eine Woche lang treffen, um über den oft schlechten Ruf ihres Jobs zu reden, strengere Zulassungskriterien zu fordern, und sich nebenbei noch in DNA-Analyse, Abwehren eines Lauschangriffes oder Datensicherheit im Internet schulen zu lassen.
Auf einem Fernseher im Foyer läuft ein Schulungs-Video, das man für 300 Mark kaufen kann und das einem etwas beibringt über Spionageprävention für Manager. Daneben steht Miss Marple und unterhält sich mit der Dame am Info-Tisch. Sie trägt ein blauweiß gestreiftes Kleid, eine Ledertasche und heißt eigentlich Kathleen Cummings. Seit 1958 arbeitet sie als Detektivin in London. „Heutzutage“, sagt sie, „mache ich nur noch die Fälle, die mich wirklich verdienen“. Miss Marple lacht. Während des Zweiten Weltkriegs hat sie für die englische Regierung gearbeitet, danach fünf Jahre lang Kaufhausdetektive geschult. Seit 43 Jahren ist sie nun verschwundenen Personen auf der Spur. Plötzlich schaut Miss Marple erschreckt auf den Boden. Ihre Aktentasche! Detective Cummings macht sich auf die Suche.
Für Johnathan Tal, den Präsidenten dieser Berufsvereinigung für Detektive, liegt die Zukunft in einem anderen Bereich. Wirtschaftskriminalität sei der Sektor, in dem die meisten seiner Kollegen tätig seien. Dort sei höchste Diskretion gefragt, und oft ginge es um sehr viel Geld. Tal selbst, ehemaliger Agent des israelischen Geheimdienstes, hat eine Detektei in Silicon Valley, die auf den Schutz von intellektuellem Eigentum spezialisiert ist. Seine Kunden sind Firmen wie Microsoft oder Marriot. Sein letzter Fall war der eines Mitarbeiters, der von seiner Firma entlassen wurde. Am letzten Arbeitstag stellte er alle geheimen Daten, zu denen er Zugang hatte, ins Internet und verschwand. Tal wurde eingeschaltet. Er fand den Mitarbeiter, der schnell alles zugab. Die Firma bot dem Mitarbeiter an, rechtlich nicht gegen ihn vorzugehen, wenn er seine Komplizen nennen würde. Sie war nicht besonders daran interessiert, dass der Vorfall publik wurde. Der Mann willigte ein und der Fall war abgeschlossen.
In der Mehrzahl sind die Detektive Männer zwischen 40 und 50. Dazwischen sieht man aber immer wieder junge Frauen. Viele von ihnen haben einen Abschluss in einem wirtschafts- oder internationalen Studiengang. So wie Radhika. Sie ist 28 Jahre alt und aus Indien angereist. Sie erstellt Firmen-Profile für Interessenten, die in Indien investieren wollen oder recherchiert Versicherungsfälle, in denen die Versicherung von einem Betrug ausgeht. Die Zeit der Trenchcoats und Pfeifen ist vorbei. Nur einmal, sagt der Berliner Detektiv Lothar Müller, habe er sich verkleidet. Bei der Aufklärung eines Mietbetruges, da habe er sich tatsächlich mal eine Perücke aufgesetzt.
Neues Deutschland vom 18./ 19.08.2001
Gipfeltreffen der Schlapphüte
In Berlin treffen sich 200 Detektive aller Welt zur Jahreshauptversammlung
Von Christoph Nitz
Mehr als 200 Schlapphüte versammeln sich ab heute in Berlin zur 76. Jahresversammlung der WAD der World Association of Detectives. Die weltweit älteste und mitgliederstärkste Vereinigung privater Ermittler und Sicherheitsdienstleister hat nach eigenen Angaben annähernd 1000 Mitglieder in 64 Ländern. Der Kongress bietet unter dem Motto „Today‘s Information- Tomorrow‘s Knowledge“ bis zum kommenden Freitag Diskussionen, Fachvorträge und Ausstellungen im angenehmen Ambiente des Berliner‘ Hilton Hotels.
Seit den Tagen von Sherlock Holmes prägten die Klischees der Kriminalliteratur die öffentliche Wahrnehmung seines Berufsstandes, beklagt sich Organisator Lothar Müller von der Detektei MS aus Berlin. Detektive seien heute zumeist im Auftrag der privaten Wirtschaft bei der Aufdeckung und Aufklärung von Delikten wie Produkt- oder Markenpiraterie, bei der Verletzung von Patentrechts- und Lizenzrechtsverletzungen oder der Computerkriminalität aktiv, so Müller weiter. Die reale Berufswelt der privaten Ermittler hat also wenig zu tun mit den bekannten Bildern von Derrick oder Sam Spade.
In den letzten zehn Jahren veränderte sich das Kriminalitätsbild in Deutschland und ganz Europa stark. Vor allem die Intensität der organisierten Kriminalität habe sich erhöht. Deutschland und besonders Berlin seien zu einer Drehscheibe für deren »Ost-West-Geschäft« geworden betonte Müller.
Das schlechte Ansehen der privaten Ermittler stört die seriösen Vertreter dieses Berufsstandes. Diese organisieren sich deshalb in Berufsverbänden wie die W.A.D. und versuchen mit Standesregeln schwarze Schafe aus ihrer Branche zu vertreiben. Im Vordergrund des erstmals in Deutschland ausgerichteten Kongresses steht deshalb auch die Weiterbildung der Schlapphüte. Seminare zu IT- Sicherheit, Spionageschutz, organisierte Kriminalität oder forensische Medizin stehen auf der Tagesordnung. Angesichts des steigenden Bedarfes an Sicherheitsdienstleistungen wird auch innerhalb der Branche verstärkt eine schärfere Kontrolle des Gewerbes befürwortet.
Man geht von einem wachsenden privaten Sicherheitsmarkt aus, angesichts der Sparzwänge etwa bei der Polizei eine durchaus berechtigte Hoffnung.
Ein bisschen Spaß sei aber auch den den Detektiven gegönnt. Das‘ Programm der Vollversammlung sieht deshalb einige Erholungspausen vor. Nach einer Besichtigung des Reichstages mit anschließendem „welcoming by Mrs. Petra Pau“ und weiteren Mitgliedern des Innenausschusses des Bundestages eilen die eifrigen Kongressbesucher weiter nach Potsdam, um nach einem »small lunch« das Schloss Sanssouci zu besuchen. Non Stop geht es anschließend wieder zurück nach Berlin, um ein »Munich-style-Octoberfest Dinner« im Freien zu absolvieren. Der Kongress klingt mit einer weiteren Besichtigungstour nach Dresden aus.
Ein detaillierter Dress-Code soll den Detektiven den Überblick in Sachen Kleidung‚bewahren helfen. Es wird unterschieden zwischen „Business Attire, Smart Casual, Relax Casual Light und Formal Attjre/National“- schlechte Zeiten für Detektive a la Colombo die tagein Tagaus mit einem zerknitterten Mantel auf Verbrecherjagd gehen.
BDD-WAD-News
Fort- und Weiterbildung für Detektive in Deutschland
Die wissenschaftliche Forschung und technische Entwicklung auf nahezu allen Wissensgebieten erbringt immer neue Erkenntnisse, die sich die Menschheit zu Nutze macht. Das bedeutet aber auch, dass jeder Einzelne sein Wissen und Können den neuen Erkenntnissen anpassen muss, um den aktuellen Anforderungen optimal gewachsen zu sein. Es ist von daher ganz normal und nahezu selbstverständlich, dass es heutzutage so gut wie keinen beruflichen Tätigkeitsbereich auf der ganzen Welt mehr gibt, in der eine permanente berufliche Fort- und Weiterbildung unerläßlich ist, um persönlich und wirtschaftlich erfolgreich sein zu können. Von dieser ständig neuen Erkenntnisentwicklung ist auch das Detektivgewerbe nicht ausgenommen. Es stellt sich somit die Frage, was das Gewerbe tut, um die in ihm tätigen Personen wissenschaftlich-technisch und damit fachlich auf dem laufenden zu halten. Am Beispiel Deutschland soll dieser Frage einmal nachgegangen und der derzeitige Stand auf dem Gebiet der Fort- und Weiterbildung für Detektive dargestellt werden. In diesem Zusammenhang stellt sich dann als erstes die Frage: Wie wird man in Deutschland Detektiv? Entgegen vielen anderen europäischen und auch außereuropäischen Staaten gibt es in Deutschland von Seiten des Staates keinerlei fachliche Zugangsvoraussetzungen für die Aufnahme einer Detektivtätigkeit. Ein jeder kann also Detektiv werden, wenn er nach der Gewerbeordnung das entsprechende Gewerbe anmeldet. Das Gewerbeamt hat lediglich die persönliche Zuverlässigkeit des Antragstellers durch ein einfaches Führungszeugnis sowie einen Auszug aus dem Gewerbezentralregister zu prüfen; es prüft aber in keinster Weise seine fachliche Kompetenz. Die Bezeichnung „Detektiv“ ist in Deutschland folglich auch nicht gesetzlich geschützt. Ein jeder kann sich, nach der entsprechenden Gewerbeanmeldung, somit Detektiv nennen. Vor diesem Hintergrund ist leicht nachvollziehbar, dass Personen auf den Markt kommen, die für das Detektivgewerbe völlig ungeeignet sind und der Branche nicht selten durch ihre Unprofessionalität einen erheblichen Imageschaden zufügen. Für viele Berufszweige in Deutschland ist Fort- und Weiterbildung, auch durch staatliche Regelungen bedingt, eine ständige Pflicht. Dazu gehört aber das Detektivgewerbe leider nicht, obwohl es gerade für dieses, nachdem es hierfür keine fachlichen Zugangsvoraussetzungen gibt, besonders geboten wäre. Dieser Zustand ist so alt wie die Bundesrepublik Deutschland besteht. Bereits den Gründungsmitgliedern des Bundesverbandes Deutscher Detektive im Jahre 1950 war bewusst, dass dies für die Branche auf weite Sicht ein untragbarer Zustand darstellt und dass hier etwas, wenn schon nicht vom Staat, dann auf alle Fälle vom Berufsverband, getan werden müsse. Dabei ging es der Verbandsführung darum, das Ansehen ihres Berufes in der Öffentlichkeit, bei den Auftraggebern und den gesetzgebenden Körperschaften durch eine qualifizierte Aus-, Fort- und Weiterbildung sicherzustellen. Als Konsequenz entwickelten sich Überlegungen und Konzeptionen für Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen durch den Bundesverband Deutscher Detektive. Hierzu wurde im Juni 1957 das Lehrinstitut des Verbandes ins Leben gerufen. Seitdem führt der Bundesverband Deutscher Detektive jährlich ein Fortbildungsseminar, insbesondere für seine Mitglieder, durch. Aber auch alle anderen Berufskolleginnen und –kollegen können als Gäste daran teilnehmen. Die Themen der Seminare werden im wesentlichen von den Anregungen der Mitglieder bestimmt. Das heißt, die Seminare sind bestrebt, jeweils die praktischen und theoretischen Wissenslücken zu schließen, um zumindest die Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Detektive in die Lage zu versetzen, die an sie gestellten Anforderungen möglichst optimal zu erfüllen. Am 15. und 16. November 2003 findet das 46. Fortbildungsseminar des Bundesverbandes Deutscher Detektive in Bad Dürkheim statt. Auch auf diesem Seminar stehen wiederum für Detektive interessante und wissenswerte Themen auf dem Programm. Der Bundesverband Deutscher Detektive hat sich von seiner Gründung an für eine staatliche Zugangsregelung für den Detektivberuf und auch dafür eingesetzt, eine staatlich anerkannte Weiterbildung für diesen Beruf zu erwirken. Bisher in beiden Fällen leider ohne Erfolg. Der Verband wird dennoch seine Bemühungen in dieser Hinsicht fortsetzen nach dem Prinzip: „Steter Tropfen höhlt den Stein“. Das Sicherheitsgewerbe in Deutschland hat auf diese Weise eine ganze Reihe von Forderungen an den Staat zur Verbesserung der Qualität des dort eingesetzten Personals durchzusetzen vermocht. Der Bundesverband Deutscher Detektive ist deshalb zuversichtlich, eines nicht allzu fernen Tages ebenfalls entsprechend erfolgreich zu sein. Parallel dazu und ungeachtet der Bemühungen bei den zuständigen staatlichen Stellen, wird der Bundesverband Deutscher Detektive sein Lehrinstitut mit dem Ziel weiter ausbauen, durch systematische Weiterbildung den technischen und fachlichen Bedürfnissen der Detektivbranche noch besser als bisher Rechnung zu tragen. Sein Grundsatz dabei lautet: „Mehr lernen, mehr wissen, mehr können.“ Der interessierte Leser wird sich spätestens jetzt fragen, ob es in Deutschland denn keine Ausbildung für Detektive gibt, um von vornherein zu verhindern, dass Personen eine Detektivtätigkeit aufnehmen, ohne dafür fachlich vorbereitet zu sein. Natürlich gibt es die Detektivausbildung in Deutschland. Dieses Thema kann aber plausibel und für Außenstehende nachvollziehbar nur in einem gesonderten Kapitel „Ausbildung“ dargestellt werden. Deshalb soll an dieser Stelle nur so viel festgestellt werden: Selbstverständlich hat der Bundesverband Deutscher Detektive seine Aufmerksamkeit auch dem Problem der Nachwuchsausbildung schon frühzeitig zugewandt. Der Verband ist deshalb einer der Träger der „Zentralstelle für die Ausbildung im Detektivgewerbe (ZAD)“, die seit dem Jahre 1988 eine zweijährige kombinierte Fern- und Direktausbildung mit dem Abschluss „Geprüfter Detektiv/Geprüfte Detektivin“ durchführt. Grundlage dieser Ausbildung ist ein Ausbildungsplan, der vom Bundesverband Deutscher Detektive maßgeblich mit gestaltet wurde und von der „Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU)“ geprüft und anerkannt worden ist.
CD Sicherheits-Management April/Mai, Nr. 2/2001
Handlanger der Anwaltschaft
Die Matulas haben Familientreffen, im August kommen sie deshalb nach Berlin. Es ist das 76. Mal, dass sie sich zusammenfinden. Und es wird, davon sind die Veranstalter überzeugt, nicht nur „ein Fall für zwei“. Spaß beiseite. Es geht um die Detektive schlechthin; Weltverband (World Association of Detectives Inc.). hat zur diesjährigen Jahreskonferenz an die Spree geladen. Der Vergleich mit dem ebenso ruppig-charmanten wie agilen Claus-Theo Gärtner alias Matula scheut man bei den Konferenz-Organisatoren nicht, wie Werner E. Sachse bemerkt. Der Aschaffenburger Detektiv Sachse bekleidet zur Zeit in der W.A.D. die Funktion des „Chairman of the Board“. Allerdings empfiehlt er seinen Kollegen einen weniger nonchalanten Umgang mit den gesetzlichen Grenzen, als dies zuweilen Matula exerziert.Wenn sich am 18. August dieses Jahres Detektive aller Herren Länder im Berliner Hilton-Hotel zur einwöchigen Konferenz zusammenfinden, dann steht unausgesprochen auch die Mission auf der Tagesordnung, dem Image des Detektivs etwas Glanz zu verleihen. Was haben nicht große Literaten den Privatdetektiven für schaurig-spannendes Leben eingehaucht, Raymond Chandler seinem Philip Marlowe zum Beispiel. Die Wirklichkeit ist profaner. Reiche Witwen, die sich nicht knickrig zeigen, wenn es darum geht, den plötzlichen Tod ihres Gatten aufklären zu lassen und dabei schließlich selbst ins Visier leidenschaftlicher Ermittlungen geraten, bestimmen das Berufsbild der Detektive kaum. Man will eher Dienstleister sein, schielt dorthin. wo es noch Geld gibt, auf die Wirtschaft.Über den konkreten Erfahrungen, über Neuheiten, nationale Besonderheiten will man im August eine Woche lang in Berlin im offiziellen wie im ungezwungenen Rahmen reden.Teilnehmen darf jedes Mitglied der Organisation.Die Bürde der Kongressvorbereitung hat sich der Berliner Diplom-Kriminalist Lothar Müller aufgehalst. Seit 1925 treffen sich die Vertreter der Detektiv-Branche alljährlich, im vergangenen Jahr war man in Kuala Lumpur (Malaysia) zusammengekommen. Auf die Anfänge zurückblickend, meint Sachse: „Damals war das Hauptziel des Verbandes, internationale Kontakte zu knüpfen, sich kennen zu lernen und Erfahrungen auszutauschen.“ Zur modernen Aufgabenstellung meint Kongress-Organisator Müller: „Heute liegt ein viel größeres Augenmerk auf Weiterbildung, also auf Seminaren.“ Mit hochkarätigen Spezialisten, die Vorträge zu diversen aktuellen Themen halten, soll dem Motto des Forums entsprochen werden. …Kriminaldirektor Peter Krömer vom Bundeskriminalamt steht mit einer Einschätzung der Organisierten Kriminalität aus deutscher Sicht ebenso auf der Tagesordnung wie der Gerichtsmediziner Professor Gunther Geserick, der über die kriminalistischen Möglichkeiten des genetischen Fingerabdrucks, der DNA-Analyse, sprechen wird. Die W.A.D. versteht sich nicht als berufsständische Interessenvertretung – wie dies in Deutschland beispielsweise der Bundesverband Deutscher Detektive (BDD) ist -, sondern als eine „koordinierende Einrichtung“. Der Mitgliederstand der W.A.D. hat sich im zurückliegenden Jahrzehnt auf eine Zahl zwischen 800 und 1.000 eingependelt. Besondere Veränderungen gab es bislang nicht. Jetzt aber hat man sich, wie Sachse betont, nach einigen organisatorischen Veränderungen, ehrgeizigere Ziele gesetzt: „Wir wollen in den nächsten fünf Jahren einen Stand von 2.000 bis 5.000 Mitglieder erreichen und halten das auch für realistisch.“ Auf die Frage, inwieweit die Branche auf wirtschaftlich soliden Beinen steht, antwortet Müller mit einem Beispiel: „Wenn man in die Berliner Gelben Seiten schaut, wird über Jahre konstant etwa 75 Einträge von Detektiven bzw. Agenturen finden. Nur etwa 50 von ihnen sind dort dauerhaft vertreten. Die anderen kommen und gehen, Fluktuation.“Die Branche leidet zweifellos auch an dem Image, als Schnüffelnase unappetitliche Bettgeschichten für gehörnte Ehemänner und dergleichen mehr auszukundschaften. „Ehesachen“, so Sachse, „sind ja heute nicht mehr von der Frage geprägt ‚wer mit wem?‘, heute geht es mehr um Unterhaltsangelegenheiten und dabei oft um viel Geld und um Sorgerechtsfragen.“ Aber der Anteil solcher Betätigungsfelder an den Gesamtaufgaben der Detektive sei stark rückläufig. Die Detektive blicken auf die Wirtschaft, wohlwissend, dass hier noch Geld für Ermittlungen vorhanden ist. Diesem Klientel will man sich als Mitglied der in über 60 Ländern der Erde vertretenen W.A.D. besonders empfehlen. Die in den jährlichen Kongressen entstandenen oder gepflegten Kontakte, „versetzen uns“, so Lothar Müller, „in die Lage, wenn ein geprellter Investor Auskünfte über eine dubiose Firma in Hongkong einholen will, sofort einen Kollegen vor Ort einzuschalten.“ Man bietet sich an, für Ermittlungen auf einem unüberschaubareren Weltmarkt, wo sich Geschäftspartner vor dem großen Joint venture erst einmal „beschnüffeln“ wollen.Sachse kleidet sein Berufsbild in einen Vergleich: „Die Kriminalpolizisten sind die Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft. Die Detektive verstechen sich – in Gänsefüßchen – als die Hilfsbeamten der Anwaltschaft.“ Hier sei, ob in Fragen des Zivil- oder des Strafrechts, das weite Einsatzgebiet für seine Zunft, meint Sachse. Es gibt ihn also doch, den „Fall für zwei“. Woran krankt es, dass die „private eyes“ – oder wie die Privatdetektive auch immer genannt werden wollen – ihre Arbeit nicht angemessen verkaufen können? Sachse und Müller sind sich einig, dass dies eigentlich fast der Quadratur des Kreises gleichkommt. Absolute Diskretion sei eines der wesentlichsten Merkmale seriöser Ermittlertätigkeit. Kaum ein Kunde wäre einverstanden, wenn ein Detektiv in der Öffentlichkeit werbewirksam mit den Erfolgen seiner Aufklärungsarbeit hausieren ginge. Sachse nennt ein Beispiel: Ein Hersteller vom Marken-Tennisschlägern war aufgefallen, dass täuschend ähnlich aussehende Billigprodukte auf den Markt geworfen wurden. Eine eingehende Analyse zeigte, das sind keine billigen Fälschungen, das sind identische Produkte. Schließlich konnte ermittelt werden, dass in der Produktionsfirma in Südostasien nach der bestellten Stückzahl die Arbeit nicht beendet wurde, sondern die Herstellung der Tennisschläger für einen grauen Markt fortgesetzt worden war. Eine Erkenntnis, die aus marktstrategischen Gründen besser im Tresor blieb. Der Detektiv ist heute in der Mehrzahl noch ein Einzelkämpfer, kleine Bürogemeinschaften eingerechnet. Große Firmen, die neben Ermittlungstätigkeiten auch noch anderen Sicherheitsdienstleistungen anbieten, sind noch die Seltenheit. Kongress-Manager Müller, der mit einem Kollegen ein Büro in der Hessischen Straße im Berliner Bezirk Mitte betreibt, sieht die Kleinen nicht im Nachteil: „Ich traue mir heute zu, einen Auftrag anzunehmen, bei dem ich ad hoc zehn Personen beschäftigen müsste, das geht. Sowohl hier in Berlin, wie auch bundesweit. Das geht, weil es einen guten kollegialen Kontakt gibt über die Berufsverbände. Auch über Grenzen hinweg.“Diese Kontakte zu pflegen ist ein Anspruch des W.A.D.-Kongresses. Und es soll ein Image der Branche vermittelt werden, das den Detektiv als professionellen Ermittler zeigt und nicht als eigenbrödlerischen Schnüffler.P.N.
Fallbeispiele
DETEKTIV RECHERCHE
Billigbier in Markenfässern
Private Ermittler deckten groß angelegten Betrug aufDen enormen Preisunterschied zwischen preiswerten Produkten einer kleinen fränkischen Brauerei und denen großer „Premiumbrauereien“ haben kriminelle Getränkehändler seit 1995 skrupellos genutzt. Erfolgreiche Vorarbeiten können bei Verstößen gegen Straftaten, insbesondere im Zusammenhang mit Vorschriften zum Schutz von Markenartikeln, von qualifizierten Ermittlern privater Sicherheitsdiensten geleistet werden. Bei Befragungen und Observationen kommen private Ermittler bereits in der Phase des bestehenden und begründeten Anfangsverdachts mitunter eher zum Ziel, da sie schneller und flexibler reagieren können, als die in den täglichen Polizeidienst eingebundenen Ermittlungsbeamten. Der eigentliche Fall kam ins Rollen, nachdem passionierte Biertrinker sich bei ihren Schankwirten über den ungewohnten Geschmack der angeblichen Markenbiere beschwerten und zusätzlich ein anonymer Hinweis bei betroffenen Brauereien einging. Aber nur eine dieser mutmaßlich geschädigten Brauereien wollte dem anonymen Hinweis nachgehen. Der Informant erklärte, dass er Markenbier diverser Brauereien zu einem marktunüblichen Preis angeboten bekommen, und erworben hätte. Da die Fässer zudem auch keine Originalverschlüsse hatten, vermutete er Manipulationen. Die interessierte Brauerei analysierte das Bier im hauseigenen Labor und stellte zweifelsfrei fest, dass es sich keinesfalls um ihr eigenes Bier handelte.Nach Rücksprache mit dem Rechtsanwalt und der Staatsanwaltschaft wurde schnell klar, dass Zuständigkeitsfragen, auf Grund der örtlichen Gegebenheiten bis zum Einleiten von Ermittlungen, einen längeren Zeitraum beanspruchen würden. Trotzdem Polizei und Staatsanwalt von diesen Vorgängen bereits informiert waren, sah der zuständige Staatsanwalt „keinen Ermittlungsbedarf“. Die Geschäftsleitung der im Hessischen ansässigen Privatbrauerei beauftragte daraufhin die CS Investigation & Security Service GmbH mit den Ermittlungen. Die Vertriebswege und natürlich auch der Abfüllort bzw. Abfüller sollten festgestellt werden. Den privaten Ermittlern gelang es kurzfristig, Kontakt mit einem im Raum Frankfurt ansässigen Bierverkäufer aufzunehmen. Wie sich dann herausstellte, lagerte dieser auf seinem Privatanwesen in mehreren Garagen Bierfässer diverser Markenbierhersteller. Nachdem ein fingiertes Kaufangebot eingeleitet war, wurde das Anwesen des Tatverdächtigen rund um die Uhr observiert. Am dritten Tag konnte ein Kleintransporter festgestellt werden, dessen Fahrer mehrere Fässer von der Ladefläche in die bekannte Garage lud. Die Körperhaltung des Abladenden ließ darauf schließen, dass es sich um volle Fässer handelte. Die anschließende Observation des Kleintransporters führte zu einem weiteren Zwischenlager in einem ca. 60 Kilometer entfernten Ort. Auf einem ehemaligen Betriebsgelände, das von außen nicht einsehbar war, wurde das Leergut gelagert. Zunächst konnte nicht festgestellt werden, ob es sich bei den teilweise bis an die Decke gestapelten Fässern um leere oder volle Bierfässer handelte. Die weiteren Observationen mit einem nächtlichen Zwischenstop führten zu einer Umladestelle auf einem Waldparkplatz und schließlich zu einer Brauerei im Raum Bamberg. Video und Fotodokumentation sowie ein ausführlicher Ermittlungsbericht versetzten den Auftraggeber nun in die Lage, Strafanzeige bei der zuständigen Staatsanwaltschaft zu erstatten. 20 Beamte der Staatsanwaltschaft und des Kommissariats für ‚Wirtschaftskriminalität durchsuchten mehrere Lokale und Getränkegroßhandlungen in Frankfurt Offenbach und einem Ort im hessischen Wetteraukreis sowie eine fränkische Brauerei. Das Ergebnis: Drei Männer im Alter zwischen 40 bis 48 Jahren ließen seit ca. vier Jahren Originalfässer verschiedener hessischer Großbrauereien von einer Kleinbrauerei im Raum Bamberg mit billigem Bier befüllen. Im Raum Frankfurt verkauften sie dann das in Franken billig erstandene Bier unter dem jeweiligen Markennamen. Die Polizei konnte in der Bamberger Brauerei 63 abgefüllte und bereitstehende Fässer beschlagnahmen. Weitere 250 leere Stahlbehälter mit den Aufschriften verschiedener namhafter Markenbrauereien, wie Krombacher. Henninger, Binding, Dortmunder Siegel, Warsteiner, Bitburger, Pfungstädler und Licher, stellten die Beamten in einer Ortschaft in Hessen sicher Noch Angaben der Polizei in Bamberg soll der fränkische Braumeister seit 1995 rund 1.200 Hektoliter für die Händler abgefüllt haben. Entgegen bisherigen Presseberichten war das fränkische Bier nicht „gepanscht“, sondern wurde nach dem bayerischen Reinheitsgebot gebraut. Dennoch habe man des Geschäfts wegen des bewusst falsch deklarierten Biers mit einem Aufschlag von rund 100 Prozent weiterverkauft. Nach Vermutungen der Polizei dürfte der Preisvorteil, gemessen an den Markenbieren, je 50LiterFass zwischen 60 und 70 Mark gelegen haben was einen Gesamtschaden von mindestens 250.000 Mark bewirkte. Gegen den Brauereibesitzer wird wegen Verstoß gegen das Markengesetz ermittelt. Die drei Händler wurden ebenfalls vernommen und waren geständig. Sie hatten das Billigbier an Getränkemärkte und Gaststätten vertrieben. Aufgrund ihrer Ermittlungen geht die Frankfurter Polizei davon aus, dass viele der Abnehmer (Gaststätten/ Getränkemärkte) über die falsche Deklaration des Bieres aus Franken getäuscht wurden, aber dennoch eine nicht unerhebliche Zahl der Aufkäufer eingeweiht waren. Der Vertreter der geschädigten hessischen Großbrauerei verglich diesen Sachverhalt mit „mafiaähnlichen Vertriebsstrukturen“. Unverständlich bleibt, weshalb die Bierhändler nicht stutzig wurden, als sie OriginalAbfüllungen zum halben Marktpreis angeboten bekamen und diese über Jahre hinweg einkauften. Entweder sie ahnten, dass sich im OriginalFass kein OriginalBier befand und machten des „schnellen Geldes“ wegen bei diesem Geschäft mit, oder sie erkannten nicht, dass die wiedergefü!lten Fässer nicht original verschlossen waren.
Quelle: Detektiv Kurier 2/ 00 Fachzeitschrift für das Detektei und Auskunfteigewerbe CS – Investigation & Security
DETEKTIV RECHERCHE
Der Under Cover Agent (Fall 14115)
Martin H. lag entspannt auf seinem Liegestuhl. Den hatte er vor seinem Wohnmobil am Wannsee in Berlin aufgestellt.Es war Freitag die Junisonne war trotz der frühen Uhrzeit schon unerträglich heiß, wenn man sich ihr direkt aussetzte, Der Waldbestand spendete glücklicherweise genug Schaffen, so dass es sich dort gut aushalten ließ. Seit Mittwoch war er schon an diesem idyllischen Fleckchen Erde, schwamm viel im Wannsee, las in einem Buch oder widmete sich seinem TVGerät, über das sein komfortables Wohnmobil natürlich verfügte. Martins mobiles Heim stand in unmittelbarer Nachbarschaft eines aufwendig wirkenden Wohnwagens. Dieser schien allerdings verwaist, denn seit Martin am See sich dem schönen Nichtstun widmete, war noch keine Menschenseele auch nur in die Nähe des riesigen Campingwagens gelangt. Martin hatte ein schlechtes Gewissen. Eigentlich wollte er hier aktiv sein auf die unvergleichliche Art, wie nur wenige es konnten stattdessen faulenzte er nur herum. Er wurde auch noch dafür bezahlt und zwar nicht schlecht. Er beruhigte sich aber immer wieder selbst mit dem Gedanken, dass man eben Geduld haben muss, will man ein höheres Ziel erreichen. Dann, am Freitagabend, tat sich endlich etwas. Ein BMW der 5er Klasse fuhr neben den Wohnwagen. Der Fahrer stieg aus, ging die wenigen Schritte zum transportablen Haus, schloß auf und verschwand darin. Martin kannte diesen Mann. Er hatte Bilder und einen Videofilm von ihm gesehen. Auch über dessen beruflichen Werdegang war Martin informiert. „Endlich“, dachte Martin „endlich geht es los.“Martin, ein Abiturient mit abgeschlossenem Psychologiestudium, gehörte als freier Mitarbeiter einer bekannten Detektei an. Regelmäßig dozierte er vor angehenden Polizeibeamten und Detektiven im Rahmen seines Fachbereiches. Um theoretisches Wissen in der Praxis anzuwenden, war er immer wieder gerne bereit, sich für Spezialeinsätze wie diesem zur Verfügung zu stellen. Die Vorgeschichte Das Detektivinstitut aus Düsseldorf hatte vor knapp zwei Monaten von der Firma TEUKA, die sich deutschlandweit mit der Herstellung und den Vertrieb von Kuvertüren (Überzugsmasse aus Schokolade für Kuchen, Gebäck und ähnlichen Leckereien, Backmitteln und Essenzen befasste, den Auftrag erhalten, durch Observationen dreier Mitarbeiter herauszufinden, ob alle oder einer von ihnen für den Schwund der Produkte aus den Lagerbeständen der Berliner Filiale verantwortlich sind. Eine unplanmäßige Inventur, die Helmut Teuber, Inhaber der Firma TEUKO, für das Hauptwerk in Leverkusen, aber auch für Filialen wie die in Berlin, angeordnet hatte, führte in der Berliner Zweigstelle zur Feststellung, dass Rohmassen im Wert von 214.390, DM fehlten, Der Hauptfirmensitz in Leverkusen, aber auch die anderen Filialen in Deutschland, meldeten keinen Schwund. Teubers Plan Herr Teuber begab sich also nach Berlin, beriet sich mit seinem dortigen Geschäftsführer und informierte den Betriebsrat. Es wurde eine außerordentliche Personalversammlung einberufen, an der sämtliche Mitarbeiter teilnahmen. Teuber berichtete ausführlich über die Sachlage und machte den Versammelten klar, dass er geeignete Massnahmen ergreifen werde, um die Umstände des Warenschwundes zu durchleuchten und die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Natürlich schwieg er sich darüber aus, welcher Art die angedachten Massnahmen seien. Zurück in Leverkusen machte er sich gleich an die Arbeit, indem er in seinem PC stöberte, um an den Namen und die Anschrift der Detektei aus Düsseldorf zu kommen, die er sich von einem Geschäftsfreund, einem zufriedenen Kunden dieser Detektei, notiert hatte. Herr Teuber rief dort an und erhielt Tags darauf den Besuch eines Detektivberaters.Der Ermittlungsfachmann hörte sich die Schilderung des Sachverhaltes an, aber nicht ohne zuvor die Bitte geäußert zu haben, das Kundengespräch auf Tonträger aufnehmen zu dürfen, um später auf möglichst viele Details des Hintergrundes zurückgreifen zu können. Nur einmal wurden sie durch die Sekretärin gestört, die den Kaffee hereinbrachte und bei dieser Gelegenheit erklärte, dass der Lagerverwalter der Berliner Zweigstelle, Herr Padel, durch seine Ehefrau dem Berliner Geschäftsführer Herrn Mager bestellen ließ, dass ihr Mann nicht mehr zur Arbeit erscheinen werde, weil er befürchte, dass letztendlich er als Lagerverwalter für den Warenverlust „seinen Kopf herhalten“ müsse. Dieser Situation wolle sich ihr Mann aber nicht aussetzen. Geeignete Maßnahmen?Der Detektivberater unterbreitete Herrn Teuber einige Lösungs und Ermittlungsvorschläge. Im Hinblick auf die nicht unbeachtlichen Kosten eines solchen Auftrags entschied Teuber sich „eine Nacht darüber zu schlafen“, bevor er sich auf die Art der Durchführung festlege. Tags darauf meldete sich Herr Teuber telefonisch und berichtete eine weitere Neuigkeit, nämlich die, dass sich noch zwei Lastkraftwagenfahrer der Berliner Filiale, und zwar die Herren Detlef Stricker und Fredi Brocks krankgemeldet haften. Für Teuber war damit die Sache so gut wie klar Er vermutete nun, dass der Lagerverwalter Padel mit den Fahrern Stricker und Brocks gemeinsame Sache gemacht habe. Padel mußte dafür gesorgt haben, dass die LKW’s der beiden Fahrer immer mehr Ware an Bord hatten, als für die einzelnen Touren vorgesehen. Diese Ware muss dann irgendwo zwischengelagert bzw. durch die Verdächtigen verkauft worden sein. „Der Fall ist klar“, dachte Helmut Teuber, „ich brauche also nur noch eine Observation in Auftrag zu geben. Die Verdächtigen werden die Detektive dann schon zu dem illegalen Warendepot führen.“ Gedacht, getan Helmut Teuber teilte per Fax der Detektei seinen Entschluß mit und fand sich sehr großzügig, als er dem Ansinnen seines Gesprächspartners nachgab, zumindest zwei Detektive mit entsprechenden Observationsfahrzeugen einzusetzen, damit bei der Beschattung der Verdächtigen die Detektive nicht zu schnell „verbrannt“ werden. Die Kosten für den zweiten Mann wollte er wieder herausholen, indem er den Gesamteinsatz auf drei Tage limitierte. Es kam, wie es kommen mußte, keiner der Beschatteten führte die Ermittler zu einem Warenversteck. Statt dessen gerieten die Detektive in das Visier der örtlichen Polizei und des kriminalpolizeilichen Staatsschutzes, da ausgerechnet dort, wo die Detektive observierten, gleichzeitig die Polizei einen prominenten Politiker bewachen mußte. Der Observationseinsatz wurde daraufhin vorerst erfolglos abgebrochen.Teuber wollte jedoch eine schnelle Aufklärung und war der Meinung, nunmehr die Polizei einschalten zu müssen, zumal diese ja „kostenfrei“ die Aufklärung liefern würde. Zwischenzeitlich hatten auch die Fahrer Stricker und Brocks gekündigt. Aber auch der Beweis ihrer Schuld war nicht ohne weiteres möglich. Die Polizei, die von Teuber zur Eile angehalten worden war, erklärte, dass sie zwar eine Anzeige aufnehmen, aber aus Personalmangel und wegen der vielen täglichen Aufgaben eine Beschattung der Tatverdächtigen nicht durchführen könne. Letztlich seien die Aussichten, die Männer nur durch verantwortliche Vernehmungen überführen zu können, sehr gering. Im Gegenteil entsprechende Dreistheit vorausgesetzt könne Herr Teuber noch mit einer Klage wegen übler Nachrede bzw. wissentlich falscher Anschuldigung rechnen. Endlich die geeignete Maßnahme Teuber suchte ein weiteres Gespräch mit dem Berater des Detektivinstitutes. Als dieser ihn dann darüber informierte, dass im Überführungsfalle die Schuldigen zur TeilRückzahlung der entstandenen Detektivkosten verurteilt werden können, ließ Herr Teuber sämtliche „schottischen Erbeigenschaften“ fallen und entschied sich, den Einsatz eines verdeckten Ermittlers zu finanzieren. Zum Hintergrund der Zielpersonen fügte er noch das entscheidende Detail hinzu: Der Lagerverwalter Padel verfügte über einen Wohnwagen am Wannsee, den er oft aufsuchte. Das wußten Mitarbeiter ihrem Chef zu berichten. So kam es, dass Martin, mit dem notwendigen „Rüstzeug“ und einer guten Legende ausgestattet, Quartier am Wannsee bezog, direkt neben dem Wohnwagen des Hauptverdächtigen Heiner Padel.
Der Beginn einer kurzen „Freundschaft“
An diesem Freitagabend hatte Martin Glück. Den komfortablen Wohnwagen des Padel suchten zu später Stunde zwei weitere Männer auf. Es handelte sich um die beiden verdächtigen Lastwagenfahrer Es hatte den Anschein, als würden alle drei das Wochenende am Wannsee verbringen. Natürlich war Martin nicht nur über die Lebensgewohnheiten des Padel, sondern auch der beiden Fahrer informiert Er wusste, dass Padel nicht nur gerne an Spieltischen und Automaten spielte, sondern, wenn es irgendwie möglich war, die Boxkämpfe einiger Berliner Profis, insbesondere der Rocchiani Brüder Ralf und Graciano, direkt am Ring, zumindest aber am Fernseher, ansah. Zum Kalkül Martins gehörte, dass ein solcher Kampfabend auf dem PayTVSender Premiere übertragen wurde. Als die Übertragung lief, stellte Martin seinen Fernseher auf „Nachbarlautstärke“. Es dauerte auch nicht lange, bis vom gegenüberliegenden Wohnwagen Padel erschien und Martin ansprach, ob er und seine Freunde nicht die laufende Boxveranstaltung mit ansehen dürften. Martin war natürlich damit einverstanden. Padel lief noch schnell zu seinem mobilen Haus, um seine Freunde zu holen. Es wurde eine lange Nacht, in der dem Alkohol reichlich zugesprochen wurde. Als die drei Männer Martins Domizil verließen, konnte keiner von ihnen mehr gerade laufen. Martin hatte sich allerdings verständlicherweise während des Gelages sehr zurückgeholten. Den anderen hatte der Alkohol wie erhofft die Zungen gelöst. Nachdem sich auch Martin seinen Besuchern als Handlungsreisender mit besten Verbindungen zu Bäckereien und Konditoreien vorgestellt hoffe, machten seine Gäste zu später Stunde Andeutungen darüber, dass sie ihm evtl. ein interessantes Angebot unterbreiten könnten, gingen aber nicht näher darauf ein.
Die heiße Spur
Sportsfreunde schliefen bis in den nächsten Abend hinein. Dann luden sie Martin zu sich ein und „fuhren“ wieder alkoholische Getränke auf. Erstaunlicherweise wußte Fadel noch, was er Martin am Abend vorher alles anvertraut hatte und bot an, in den nächsten Tagen gemeinsam einmal zu überlegen, wie größere Mengen der für Bäckereien und Konditoreien interessanten Produkte vermarktet werden könnten. Padel hatte in der Folgezeit keine Bedenken, Martin mit zur Lagerhalle zu nehmen, in der sich das unterschlagene Gut befand. Es war Für den ehemaligen Lagerverwalter selbstverständlich, Martin, seinem neuen Freund auf dessen Bitte hin, Proben der unterschlagenen Ware auszuhändigen damit Martin sie von seinen Verbindungsleuten vor Ankauf auf Qualität überprüfen lassen konnte.
Der Zugriff
Nach der Kontaktaufnahme mit dem Auftraggeber, ließ dieser die von Martin gesammelten Proben der Ware untersuchen. Nachdem feststand, daß es sich um die unterschlagene Ware handelte, erstattete Herr Teuber doch Anzeige beim Landeskriminalamt. Zur Lagebesprechung der Einsatzkräfte der Kriminalpolizei wurde Martin hinzugezogen, damit er aufkommende Fragen sofort beantworten konnte. Im Zuge einer großangelegten Aktion wurden die drei Tatverdächtigen vorläufig festgenommen, die Halle, in der das unterschlagene Gut lagerte wurde durchsucht und der Verdacht bestätigte sich. Während der Aktion traf Martin, der vor Ort die Einsatzkräfte informierte, auf Padel, der ihm einen vernichtenden Blick zuwarf und ihn als Judas bezeichnete. Martin machte es nichts mehr aus, denn er hatte solche Begegnungen in der Vergangenheit schon mehrfach erlebt und sich ein „dickes Fell“ gegenüber Tätern zugelegt.
Quelle: Detektiv Kurier 2/ 00 Fachzeitschrift für das Detektei und Auskunfteigewerbe Detektiv-Institut Kocks GmbH
DETEKTIV RECHERCHE
Der Fall „BENEX“ – Wirtschaftskriminelle im „wilden Osten“ Betrügerischen Firmenkauf durch Detektive vereitelt
Vorgeschichte
Herr K., ein wohlhabender Berliner Unternehmer beabsichtigte den Verkauf von verschiedenen Unternehmensanteilen seiner Firmengruppe. Hierzu suchte er über mehrere Finanz und Unternehmensmakler einen potenziellen Käufer Einer der Makler schaltete in verschiedenen Wirtschaftszeitungen entsprechende Inserate, um an InteressentenKontakte zu gelangen. Auf eine Annonce meldete sich Herr Z., ein Interessent aus Passau. Er gab vor, Teilhaber einer amerikanischen und britischen Unternehmensgruppe zu sein. Daraufhin kam es in Berlin zu ersten Gesprächen zwischen K. und Z.. K. nannte als Verkaufspreis für seine Unternehmensanteile mit Grundbesitz einen Betrag van 6,4 Mio. Mark und untermauerte diesen mit einem Wertgutachten. Z. bekräftigte sein Kaufinteresse, woraufhin K. einen notariellen Kaufvertrag aufsetzen ließ und diesen Z. nach Passau übersandte. In der Folgezeit beanstandete Z. mehrfach verschiedene Punkte dieses Vertragswerkes, was K. stets akzeptierte und auch rechtlich abändern ließ. Schließlich bestand Z. darauf, einen entsprechenden Kaufvertrages nunmehr durch einen eigenen Notar ausarbeiten zu lassen. K. bekundete zwar sein Unverständnis, erklärte sich jedoch schließlich damit einverstanden. K. und Z. unterzeichneten den neuen Kaufvertrag in der Kanzlei von Z. Notars. Der Termin des im Vertrag vereinbarten Zahlungsziels verstrich, ohne dass Z. irgendeine Zahlung leistete. Dessen ungeachtet betätigte sich Z. aktiv in seinem neuen Unternehmen „BENEX“. Er nahm Geschäftshandlungen vor, strukturierte den übernommenen Personalstamm um und veranlasste Geldtransferaktionen von den Geschäftskonten. Ebenso veranlasste er Auflassungsvormerkung für die miterworbenen Grundstücke. Nach fast einem halben Jahr hatte Z. noch immer nicht den Kaufbetrag an K. gezahlt, so dass K. seinen Rechtsanwalt einschalten musste.
Die Lücke im Vertrag
K.s Rechtsanwalt strebte die Rückabwicklung des Kaufvertrages an. Nach sorgfältiger Prüfung musste er jedoch feststellen, dass in dem notariell geschlossenen Kaufvertrag keine „Dinglichkeitsklausel“ enthalten war, welche den rechtlichen und entgültigen Eigentumsübergang erst nach vollständiger Zahlung des Kaufpreises möglich macht. Dieser Umstand machte eine Rückabwicklung unmöglich, da Z. formal juristisch bereits Eigentümer des Kaufgegenstandes war, auch wenn er noch keinen Pfennig dafür bezahlt hatte. Auch wurden neue Tatsachen bekannt, wonach Z. bereits die Firmenkonten abgeräumt und auf die Grundstücke zwischenzeitlich Hypotheken in Höhe von 4,5 Mio. Mark aufgenommen hatte. Nach eingehender Prüfung der rechtlichen Situation, war K. nicht einmal in der Lage strafrechtliche Maßnahmen gegen Z. einzuleiten, da dieser mit seinem (bisher unbezahlten) „Eigentum“ machen konnte, was er wollte. Kaiser versuchte, Z. in den Geschäftsräumen der BENEX persönlich anzutreffen, scheiterte jedoch an dem gegen K. verhängten Hausverbot K. war somit seinen 6,4 Mio. Besitz an einen offensichtlichen Wirtschaftsbetrüger los geworden!
Schlechte Karten
Nach Abwägung aller rechtlicher Möglichkeiten entschied sich K. auf Anraten seines Rechtsanwalts für die Einschaltung einer Detektei. Kurzfristig mussten Beweise her, um nachweisen zu können, dass von Anfang an niedere Gesinnungsabsichten von Seiten des Käufers Z. bestanden. Daher erfolgten zuerst umfangreiche Recherchen zur Person Z.s, als auch zu Kontaktadressen, bundesweit, in den USA und Großbritannien. Resultat: Z. war weder in Passau noch in Berlin mit einem Wohnsitz gemeldet. In Passau ließ sich lediglich feststellen, dass Z.s Ehefrau in einem angemieteten Einfamilienhaus wohnte und er, Z., in Berlin ein gemietetes Einfamilienhaus unterhielt. Z. hatte „sauber gearbeitet“ um keinerlei Spuren zu hinterlassen. Dennoch konnte über die Ehefrau die eigentliche Herkunft von Z. festgestellt werden, womit die weiteren Ermittlungen in Kassel fortgesetzt wurden. Der angebliche Londoner Firmensitz Z.s sowie sein angebliches amerikanisches Unternehmen erwiesen sich als „Briefkastenfirmen“. Weitere Recherchen ergaben, dass Z. in den 80er Jahren als Fernsehmechaniker in einem Kasseler Fernsehgeschäft anfing. Anfang der 90er Jahre, nach der Wiedervereinigung Deutschlands, reizte ihn das große Grundstücksgeschöft. Z. wollte über den Aufkauf ehemaliger DDRImmobilien das große Geld machen. Er kaufte nach der gleichen Vorgehensweise großflächige Areale mit manipulierten Kaufverträgen in Tatgemeinschaft mit einem Notar Die jeweiligen Grundstücke ließ er umgehend in Höhe des Verkehrswertes durch Hypotheken belasten und verbrachte die so erlangten Gelder ins Ausland. Z. zahlte noch nicht einmal seine anfänglichen Steuerschulden in Kassel trotz der Erlöse aus den erworbenen Grundstücken. Kein Wunder, Dass Z. durch die Kasseler Steuerfahndung wegen Verdacht der Steuerhinterziehung in Höhe von einer halben Million Mark gesucht wurde.
Stets die gleiche Masche
Insgesamt führten die Ermittlungen zum Ergebnis, dass Z. in den neuen Bundesländern, stets nach gleicher oder ähnlicher Vorgehensweise, mehr als 20 graßflächige Areale „kaufte“. Der Gesamtschaden: Weit über 40 Mio. Mark! Nach diesem Erkenntnisstand erfolgte die Übergabe der Informationen an K. und dessen Rechtsanwalt. Die Staatsanwaltschaft wurde eingeschaltet und Z. wurde in Passau verhaftet. Letztendlich konnte K. mit diesen Ermittlungsergebnissen eine sofortige Rückabwicklung des Kaufvertrags per einstweiliger Verfügung erwirken. Er verhinderte damit den Verlust der zum Unternehmen „BENEX“ gehörenden Grundstücke an die finanzierenden Banken.
Fazit
Leute wie Z. sind nicht „einmalig“. Gerade die Ausnutzung der damaligen rechtlichen und administrativen Wirren und Unklarheiten im Prozess der Wiedervereinigung Deutschlands weckte die kriminelle Energien vieler, die sich durch Vorspiegelung falscher Tatsachen und Betrug das „schnelle Geld“ erhofften. Z.s Strafprozess erstreckte sich über einen Zeitraum von 5 Jahren, um die Vielzahl seiner Betrugsdelikte aufzuarbeiten, bevor es zu seiner rechtskräftigen Verurteilung kam.
Quelle: Detektiv Kurier 2/ 00 Fachzeitschrift für das Detektei und Auskunfteigewerbe Detektei Gruetzmacher, Berlin
Reaktion zu einem Artikel in CD Sicherheitsmanagement, 1/95
„…Mit besonderem Interesse laß ich das Editorial von Prof. Dr. Dr. Mergen.
Prof. Prokop, bei dem ich in Berlin studierte, hatte sich ja bereits mehrfach zu der von Ihnen beschriebenen Problematik, den geschlechtsspezifischen kriminellen Triebäußerungen, zu Wort gemeldet. Er warte stets vor der Absolutierung genetischer Bedingtheiten, also vor dem „geborenen Verbrecher“. Prokop hatte rechtzeitig auf die Wechselwirkung von biologischer Notwendigkeit und den konkreten sozialen Verhältnissen hingewiesen. Dabei meinte er die Microstrukturen, nicht die politischen Verhältnisse. Nur die Anerkennung gegenseitiger Bedingtheit, ohne Vorwegnahme, welche der seiten die Bestimmende ist, bringt hier praktikable Ergebnisse.
Dennoch sind einige Fragen während des Lesens des Editorials bei mir aufgetreten.
Die verschiedenen Standpunkte zu dem Thema bringen doch zum Teil die Befürchtungen zum Ausdruck, daß Menschen bereits nach der Geburt nach einem zweiten Y-Chromosom untersucht werden und bei positiven Befund beobachtet, vielleicht gar selektiert werden könnten.
Hier tun sich aber ganz schnell Bezüge zur deutschen Geschichte auf, die mehr als 50 Jahre zurückliegt. Oder haben Menschen mit positiven Befund „Narrenfreiheit“, sind diese überhaupt schuldfähig? Wenn man ihnen verminderte oder generelle Schuldfähigkeit absprechen würde, müßte man natürlich diese Personen beobachten.
Aber was ist mit denen, die diese Polygonosomie XYY besitzen und nicht kriminell werden?
Meines Erachtens liegen hierfür keine ausreichenden Untersuchungsergebnisse vor.
Und leben diese Menschen nicht unter dem Druck, irgendwann kriminell in Erscheinung treten zu müssen?
Aber auch hierfür gibt es meiner Kenntnis nach nicht genügend Untersuchungsergebnisse. Andererseits ist mir auch bekannt, daß entsprechende Untersuchungen im österreichischen Heer und bei der Bundeswehr in Deutschland geführt wurden, bei denen zunächst einmal bei vorliegender Polygonosomie XYY Hochwuchs, Intelligenzdefekte und aggressive Verhaltensweisen festgestellt wurden.
Ich denke, daß zwei Y-Chromosomen allein noch kein Hinweis auf eine kriminelle Zukunft ist.
Und was ist mit den weiblich kriminell Angefallenen?
Witkowski, Prokop und Ullrich verwiesen in ihrem „Wörterbuch für die genetische Familienberatung“, Akademieverlag 1991, umfangreich auf weitere Konstellationen von Polygonosomie, unter anderem auch Polygonosomie der X-Chromosomen. Welche Erkenntnisse liegen vor hinsichtlich eines aggressiven und kriminellen Verhaltens
von Frauen?
Im übrigen laß ich nahezu zeitgleich eine Meldung in der Tagespresse, daß keine Einigung über eine Gen-Richtlinie der EU erreicht wurde. Ich denke, die fehlende rechtliche Grundlage macht es möglich, Forschungen an Genmaterial hinter verschlossenen Türen vorzunehmen, und eine „Züchtung“ des Menschen wäre demnach auch nicht mehr weit.“
Die Antwort von Prof. Dr. Dr. Armand Mergen:
„Natürlich macht Lothar Müller zu Recht auf Ungeklärtheiten und verdeckten Gefahren in der Polygonosomie (XXY)- Problematik aufmerksam. selbstverständlich verweist er auf seinen Lehrer Otto Prokop.
Prof. Prokop ist mein Freund. Ich habe viel mit ihm zusammengearbeitet. Für seine Verdienste um die Kriminologie habe ich ihm 1967 im Namen der Deutschen Kriminologischen Gesellschaft die Beccaria-Medaille in Gold übergeben. Die im Leserbrief aufgeworfenen Fragen, zum Beispiel nach dem Klineeltersyndrom (XXY) sind in meinem Buch „Das Teufelschromosom“ zur Diskussion gestellt. Ich danke Herrn Müller für seine wohlüberlegten Hinweise.“
Aus CD Sicherheitsmanagement 3/93, Richard Boorberg Verlag